Oman - im Land von Wüste, Weihrauch und Sindbad dem Seefahrer
Trip, Camping, Wüste, orientalische Märkte und unendlich viel Küste, der Oman hat für Reisende viel zu bieten.
Die Route und der Plan
"Was gibt es denn im Oman zu sehen?" "Kann man denn da überhaupt hin fahren?" Das sind die Fragen, die uns bei der Nennung des Reiseziels auf die arabische Halbinsel immer wieder gestellt werden. Schon einmal vorweg - man kann und es gibt jede Menge zu sehen. Trotz guter Vorbereitung hat uns das Sultanat an vielen Stellen überrascht, erstaunt und fasziniert, aber auch zur Verzweiflung gebracht.
Road Trip, Camping, Wüste, orientalische Märkte und unendlich viel Küste - wir sind unterwegs im Sultanat von Sultan Qabus ibn Said. In der Hauptstadt Muscat beginnt und endet unser Abenteuer. Geplant ist eine Route über die Gebirgskette des Hadschar Gebirges mit den Orten Rustaq und Nizwa. Dann geht es auf eine 1.000 km lange Piste über Marsawdad und Shisr nach Salalah. In Shisr treffen wir uns mit einem Beduinen. Mit ihm zusammen fahren wir in die Rub Alkhali - in die größte Sandwüste der Welt.
In Salalah bleiben wir etwas länger bevor es am Meer wieder Richtung Hauptstadt geht. Unsere Unterkünfte werden zur Hälfte Hotels, zur anderen Hälfte ein Zelt auf dem Dach eines angemieteten Allradwagens sein. So ist der Plan.
Und wie ist es tatsächlich?
Ankunft
Sechs Stunden Flug, eine lange Schlange am Visum Schalter des Flughafens und wir sind da – in der Hauptstadt Muscat des Sultanat Oman. Nur ein Koffer ist nicht da. Nach 3 Stunden Bangen findet er sich wieder an. Jemand hat ihn an sich genommen und irgendwann gemerkt, dass es nicht seiner ist.
In den 3 Stunden Wartezeit gibt es aber noch ein anderes Problem. Wir kommen nicht durch den Zoll, denn wir führen ein Fluggerät (Kopter) mit uns und das möchte das Sultanat nicht! Es hilft alles nichts, wir müssen ihn enttäuscht am Flughafen zurück lassen und dürfen ihn erst wieder bei der Rückreise abholen. Schade – es wird keine Luftaufnahmen aus dem Oman geben.
Muscat und der Anfang
Aber nun zu etwas positivem: Das Wetter in Muscat ist bestens: Sonne, mit bis zu 30 Grad im Schatten und geringer Luftfeuchtigkeit. Der erste Eindruck: Muskat ist eine sehr saubere Stadt.
Und was gibt es in Muskat zusehen: eine Altstadt, in die man noch vor 100 Jahren nach 18 Uhr nicht rein und vor 6 Uhr raus durfte. Eine sehr schöne Moschee – die Sultan-Qaboos Mosq - und die erste Oper in der arabischen Welt, in der Weltstars, wie Anna Netrebko auftreten. Alle Gebäude bringen uns ins Staunen und bieten atemberaubende Einblicke!
Genauso wie das Hotel Al Bustan Ritz Carlton Hotel, direkt am Meer. Leider residieren wir hier nicht. Eine Nacht kostet 300 €. So viel zum Luxus in Oman und unserem Budget.
Unser „Hotel“ für 12 von 26 arabische Nächte
Unsere Reisekasse lässt ein Zelt auf einem Allradwagen zu. Eine intensive Einweisung ist erforderlich. Herr Mussallam Khatri übernimmt diese wichtige Aufgabe. Auf einem Parkplatz vor unserem Hotel gehen wir alle Details durch. Als er das Aufklappen des Zeltes demonstriert, geraten die Omanis um uns herum in Verzückung. Zelten gehört ja seit Jahrhunderten zu ihrer ureigenen Wohnform, doch das Zelt auf einem Autodach ist für sie nun doch etwas Neue. Nach eine Inspektion wird das Ganze für brauchbar befunden. Es kann losgehen.
Erdbeeren und was das Herz begehrt
Geld haben wir getauscht, der Tank ist voll, crushed-ice für unsere Kühlbox bekommen wir an einer Tankstelle, genauso wie Wasser für unsere Kanister. Lebensmittel und jede Menge Trinkwasser kaufen wir in einem Supermarkt unter unserem Hotel. Hier gibt es alles: von Erdbeeren aus den USA über Äpfel aus Neuseeland und viele Lebensmittel, die ebenso bei uns in den Supermarktregalen stehen.
Ein Hauch von Abenteuer
Auf einer Autobahn geht es raus aus Muscat. Unsere erste Route führt uns über Nakhal und Rustaq mit seinen frisch renovierten Forts. Dann biegen wir ab ins Wadi Bani AWF und damit weg vom Asphalt unter unseren Rädern. Nach einigen Kilometern spüren wir deutlich, warum wir einen stabilen Allradwagen haben, denn ohne Allrad geht hier gar nichts. Noch ist der Weg nur holprig, bald aber müssen wir zusätzlich noch mindestens 35 % Steigung bewältigen. Geht es nach so einer Steigung wieder runter, sehen wir erst einmal gar nichts, denn die Kühlerhaube verwehrt uns den Blick nach unten. Auf diesen Pisten könnte der VW Tuareg mal zeigen was er kann, anstatt auf gerade Stadtstraße daher zu schnurren.
Die Landschaft ist atemberaubend und entschädigt uns allemal für die abenteuerliche Piste.
Ein Platz zwischen hohen Bergen und eine kalte Nacht
Irgendwann tut sich eine kleine, einsame Oase zwischen den imposanten Bergen vor uns auf und wir beschließen, dass wir hier übernachten. Das Zelt auf dem Dach ist bald aufgebaut und es bleibt noch genug Zeit für eine Kaffeepause. Um 17:30 geht die Sonne unter und um 18 Uhr ist es dunkel und damit auch kalt. Die Lufttemperatur singt von 30 Grad am Tag auf gefühlte 5 Grad in der Nacht. Unsere Schlafsäcke sind eindeutig zu dünn – da helfen auch die Fleecejacke nicht mehr. Um 6 Uhr bei Sonnenaufgang sind wir hellwach und zwei Stunden später hat die Sonne die Luft wieder auf T-Shirt Temperatur gebracht.
Eins steht fest – wir brauchen für die nächste Zeltnacht eine dicke Decke!
Malerisches Bergdorf und Prinz Charles
Die abenteuerlichen Wege nehmen auf der Weiterfahrt am Morgen kein Ende, führen uns aber an malerische Bergdörfer vorbei, die von Dattelpalmen und bewirtschafteten Terrassen eingerahmt sind.
Hier muss das Ende der Welt sein – dachten wir. Am höchsten Punkt der miesen Piste, ist die Aussicht kaum zu überbieten – und es beginnt plötzlich eine breite, asphaltierte Straße, die uns bequem in rasanten Kurven nach unten bringt.
Die steilen, asphaltierten Serpentinen in das Bergdorf Al Misfah Al Abriyeen sind dann auch keine besondere Herausforderung mehr. Mit unserem Auto kommen wir allerdings nicht in das alte Dorf und damit auch nicht zu dem kleinen Misfah Guesthouse. Durch engen Gassen und Jahrhunderte alten Lehmhäusern gelangen wir zu unserem nächsten Übernachtungsziel. Prinz Charles hat vor kurzem den Oman besucht und war genau hier in diesem Gästehaus, hat hier allerdings nicht geschlafen. Das Bergdorf gehört zu dem Lieblingsdorf das Herrschers Sultan Qaboos. Ein Besuch von Charles ist deshalb wohl nicht so ungewöhnlich.
Der Grand Canyon des Omans
Und wieder geht es hoch. Wir fahren auf den Jebel Shams, dem höchsten Berg des Omans auf 3009 m Höhe. Auf dem Gipfel-Plateau angekommen stehen wir an steil abfallende Felswände und schauen auf Wadi-Oasen, spektakuläre Felsformationen und Schluchten, die mehrere Hundert Meter unter uns liegen.
Auf ins Ziegen-Gewusel von Nizwa
In Nizwa stehen wir früh auf, denn wir wollen zum Viehmarkt der Stadt und der beginnt vor dem Sonnenaufgang. Das Frühstück verlegen wir auf später. Wir stehen lieber um 6:30 auf einem Platz in der Nähe des Souk von Nizwa und lassen das geschäftige Leben auf uns wirken. Handelsware sind in erster Linie die Ziegen, aber auch Kühe sind im Angebot. Die Ziegen werden zuerst dem Publikum präsentiert, indem die Besitzer eine Runde mit den Tieren drehen. Wer kaufen möchte, kann sofort ein Angebot rufen. Ein Omaner beobachtet uns und bietet uns einer seiner Ziegen an – 100 Rial will er haben (das sind umgerechnet 240 €). Diesen Preis bekommt er von seinen Landsleuten wohl eher nicht. Aus unserem Deal wird nichts – kein Flugticket für die Ziege!
Es sind nur wenige Frauen auf dem Markt zu sehen. Wenn, dann stehen sie abseits in langen schwarzen Gewändern mit Schleiern oder gar Nikabs, dem Gesichtsschleier. Nur die Bedu-Frauen setzen sich von der Masse ab. Ihre Gewänder und Schleier sind oft farbig.
Granatäpfel, steile Straßen und Luxus auf dem Jabal Akhdar
Bis in die 1980er Jahre gab es auf den Jabal Akhbar keine Straße, erfahren wir. Wer ins Tal wollte, musste den mehrstündigen Weg zu Fuß oder auf dem Esel auf sich nehmen. Die heutige Teerstraße wurde erst Ende 2005 eröffnet.
Am Beginn der neuen Straße befindet sich ein Militärcheckposten. Unsere Papiere werden genau kontrolliert. Für die asphaltierte Straße, die sich in steilen Kehren in die Höhe schlängelt, sind nur allradangetriebene Fahrzeuge zugelassen. Der Militärposten weist uns auf die Gefahr der Steilheit hin: «Bitte schalten Sie jetzt in den niedrigsten Gang.» Sollten beim Hinunterfahren die Bremsen einmal versagen, gibt es alle paar hundert Meter Rampen mit Kies, wo das Fahrzeug zum Stillstand gebracht werden kann.“
Auf dem Jabal Akhbar angekommen schauen wir auf Terrassenfelder und Obstgärten in denen in den Frühlings- und Sommermonaten vor allem Granatäpfel, Aprikosen, Pfirsiche, Weintrauben, Walnüsse, Mandeln und Rosen gedeihen. Uns bleiben jetzt im November die abgeernteten Bäume und Felder. Die Landschaft ist trotzdem beeindruckend.
Was man auch von dem Luxushotel Alila Jabal Akhdar sagen kann. Tolle Architektur am Rande einer Felsenschlucht. Unser Luxushotel steht allerdings ebenfalls an einer fantastischen Stelle.
Ab in die Wüste
Eine lange Strecke liegt vor uns. Wir wollen in die Rub al-Khali und nach Salalah. Die Nationalstraße 31 ist zu Beginn noch über mehrere Kilometer beleuchtet und geht dann immer geradeaus durch unendlich eintönige Steinwüste. An einer Tankstelle in Muqshin erkennt ein im SUV vorbeirollender Omaner mit seiner Familie messerscharf, dass wir eine Bleibe suchen. "In der Nähe ist eine Oase – da könnten wir wunderbar stehen". Er fährt voraus und tatsächlich tut sich ein grünes Fleckchen mit Palmen und einer Wasserstelle auf. Allerdings sind hier die Mücken grässlich. Etwas abseits vom Wasser stehen wir bestens.
Das "Leere" Viertel
In Shisr treffen wir uns mit Ali. In dem winzigen Bedu – Dorf ist ein Verpassen unmöglich. Noch mal kurz tanken, dann geht es in rasantem Tempo in die Wüste. Bald türmen sich gewaltige Sanddünen vor uns auf. Von den Rädern muss nun ein Teil der Luft raus, damit wir eine breite Auflage haben und nicht im Sand stecken bleiben. Manchmal „schwimmen“ wir förmlich von einem Sandberg zum Nächsten, bleiben aber nie stecken. Fast – Ali hilft und bald sind wir in einem kleinen Bedu-Camp. Außer uns ist hier niemand.
Die Landschaft ist einfach grandios. Es ergeben sich immer wieder fantastische Ausblicke in der größten zusammenhängenden Sandwüste der Welt. Zwei Nächte bleiben wir hier und erkunden mit Ali diesen Teil der Wüste. Die Fotos sprechen wohl für sich.
Wie fährt es sich so im Sultanat?
In der Regel sind die Straßen gut in Schuss. Die Omaner fahren rücksichtsvoll und halten sich weitgehend an die Verkehrsregeln. Vor roten Ampeln stoppen sie genauso wie vor Zebrastreifen. Parkgebühren werden nirgendwo erhoben, dafür kann es teuer werden, wenn man die Verkehrsregeln missachtet. Radarkontrollen werden überall angekündigt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km/h auf den 4 spurigen Autobahnen. Fahren wir schneller, piept es in unserem Auto, genauso wenn wir uns nicht angeschnallt haben. Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut und der Sprit-preis mit umgerechnet ca. 0,40 € kaum erwähnenswert. Große SUV´s werden gern gefahren, Kleinwagen sieht man sehr selten. Für eine Fahrt in die Sandwüste ist allerdings ein leistungsstarker Geländewagen erforderlich, damit man die Dünen erklimmen kann. Rund 300 PS machen das Ganze dann auch ohne Kamele geländegängig.
Ich hatte vergessen: Die Omaner lieben Kreisel, auch wenn einige Abzweigungen nach 5 m ins Leere laufen. Und damit die Geschwindigkeit in den Orten drastisch nach unten geht, sind an exponierten Stellen Bodenerhebungen angebracht. Schon bei 50 km/h hebt der Wagen bedrohlich ab!
Und das Essen in Oman?
Die Supermärkte in den großen Städten haben fast alle Produkte, die wir auch bei uns finden. Viele Lebensmittel und Gebrauchsgüter werden eingeführt. In sehr großen Einkaufszentren findet man alles unter einem Dach. Selbst für die Belustigung der Kleinen ist gesorgt.
Man kann bedenkenlos in jedem Restaurant oder Imbissstand essen. Die Küche ist indisch geprägt, einige Speisen daher sehr scharf. Die Restaurants werden oft von Inder oder Pakistaner geführt. Für ein Essen mit Getränken kann man ca. 7 € für 2 Personen ausgeben, aber natürlich auch wesentlich mehr. Vor dem Servieren der Speisen wird zum Schutz des Tisches oder der Tischdecke häufig eine Plastikfolie aufgelegt. Das üppige Essen auf dem Foto ist übrigens für 2 Personen! Serviert hat es das "Bin Ateeq Restaurant" in Salalah.
Alkohol ist teuer und nur in großen Hotel zu bekommen, die eine Lizenz haben. Datteln gibt es zu jedem Essen, genauso wie Reis und das Fladenbrot. Der omanische Kaffee ist mit Kardamom gewürzt und wird in kleinen Tassen serviert. Tee gibt es zu jeder Tageszeit – natürlich stark gesüßt. Ali braucht für seine Familie (ca. 10 Personen) jeden Monat 15 kg Zucker!
Und das Wetter?
Sonne - von Morgens 6:30 Uhr bis abends 17:30 Uhr. Seid Salalah zeigen sich vereinzelt hin und wieder ein paar unbedeutende Wolken. Tagsüber wird es maximal 30 ° im Schatten, nachts kann die Temperatur im Gebirge und in der Wüste unter 10 ° fallen, im Flachland bleibt es aber nachts bei ca. 20 Grad.
Strand, Meer und Seeohren
Ali begleitet uns bis nach Salalah. Nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch wollen wir los fahren. Ali kommt allerdings nicht mehr in seinen SUV. Die Batterie seiner Autoschlüssel-Fernbedienung schwächelte. Eine Ersatzbatterie hat er nicht dabei. Gut, dass uns das nicht in der Wüste passiert ist!
Unsere Unterkunft in Salalah liegt direkt am Meer. Den Eingang erreichen wir nur über den Strand – anderes geht es nicht. Kokospalmen, statt Dattelpalmen prägen das Bild der Stadt.
Das Wasser des indischen Ozeans ist mit ca. 27 Grad schön warm, das Schwimmen aber an vielen Stellen zu gefährlich. Es gibt unberechenbare Strömungen, die selbst geübten Schwimmer meiden.
Nach 3 Tagen wenig tun, fahren wir entlang der Küste durch kleine Fischerdörfer. Einige Dhaus dümpeln draußen auf dem Meer. Ihr Fang wird von kleinen schnellen Booten mit starken Außenbootmotoren in die Häfen gebracht und an die schon wartenden Kunden weiter gegeben. Möwen umkreisen die anlegenden Boote in riesigen Schwärmen – eine unreale Szene wie aus dem Spielfilm „die Vögel“ von Alfred Hitchcock.
Beim Camping am Strand treffen wir auf 3 Omaner – zwei von ihnen schnorcheln. Sie haben einen besonderen Fang in ihrem Netz – es sind Seeohren. Asiaten zahlen für diese Delikatesse über 150 $ pro Kilo, versichern uns die drei.
"Charmante" Übernachtungen
In dem unaussprechlichen Dorf Ash Shuwaymiyyah haben wir einen Voucher für die „Fish Lodge“. Der Ort ist überschaubar und vor uns fährt gerade ein Auto mit Anhänger, auf dem sich eindeutig ein Boot mit Angler befindet. Die müssen zur „Fish Lodge“ gehören – schließen wir messerscharf. Die Unterkunft der Angler ist schön, leider aber nicht unsere. Der Manager der Gruppe ist behilflich und schnell stellt sich heraus, dass sich unsere „Fisch Lodge“ in „Al Thaliya Home“ umbenannt hat und sich direkt hinter der einzigen Tankstelle des Ortes befindet. Das Zimmer ist „entzückend“ und ich beschließe sofort nach einem flüchtigen Blick, dass ich meinen Schlafsack für das Bett nutze. Das Frühstück am Morgen nehmen wir aushäusig im „Kerala“ ein. Der „Rezeptionist“ fährt mit seinem Roller voraus und zeigt uns das kleine „Restaurant“ an der Straße. Der Wunsch nach Tee ohne Zucker stößt denn auch hier auf völliges Unverständnis und erfordert ein mehrmaliges Nachfragen. Es gibt Rührei, wir hätten aber auch einen Linsenbrei (Dal) oder Hühnchen bekommen können.
Unsere nächste Nacht katapultiert uns innerhalb kürzester Zeit in eine andere Welt – wir schlafen im „Crowne Plaza“ in Duqm. Beeindruckende Eingangshalle, große Zimmer mit weichen Betten und einer erstklassigen Poollandschaft. Diese Herberge besitzt gleich mehrere Sterne. Alles befindet sich selbstverständlich mitten in der Steinwüste - direkt am Indischen Ozean.
Der Pool ist bevölkert von vielen jungen Menschen. Sie haben gerade ein paar Tage frei, sind aber im Einsatz auf einem Schiff der US Navy, um die jemenitische Regierung zu unterstützen, die sich im Bürgerkrieg befindet.
Und nun ist es passiert!
Trotz der schmalen „Puschen“, dem hohen Gewicht und der wenigen Power, die unser Auto für die schwierigen Strecken nicht zum idealen Auto macht, hatten wir bisher alle Unwegsamkeit gemeistert.
Mit der Fähre um 15 Uhr verlassen wir die Insel Masirah. Nach einer Stunde bei ruhiger See erreichen wir den Hafen Shanna auf dem Festland. 70 km liegen noch vor uns, dann müssen wir uns einen Platz für die Nacht suchen. Rechts und links der asphaltierten Straße erheben sich schon die Dünen der Wahiba – Wüste, die wir am kommenden morgen durchqueren wollen. Unser Ziel für den heutigen Abend ist es, spätestens um 18 Uhr das Dachzelt auf unserem Wagen aufgeklappt zu haben, denn dann ist die Sonne am Himmel verschwunden. Wir entdecken Fahrspuren, die von der asphaltierten Straße abgehen. Wenn hier schon so viele gefahren sind, können wir das wohl auch. Luft aus den Reifen lassen und mit Schwung geht es den Spuren entlang. Dann – Tiefsand. Die Räder drehen durch und wir stecken fest – fester geht es nicht mehr. Es hilft kein Sand schaufeln, auch die mitgegeben Unterlagen funktionieren nicht, genauso wenig wie die Fußmatten. Ganz im Gegenteil – das hintere Rad gräbt sich immer weiter ein, bis der Fahrzeugboden unseres Autos auf dem Wüstensand aufliegt. Keine Chance - wir stecken fest und kommen nicht mehr raus. Die Sonne ist längst untergegangen. Im Dunkeln bauen wir das Zelt auf und beschließen, den Tag frustriert zu beenden.
Neuer Tag – neues Glück.
Am Morgen erleben wir ein völlig anderes Wetter – es ist nebelig und die Lufttemperatur verlangt nach unseren Jacken. Alles ist feucht und dicke Tropfen hängen am Zelt. Das nahe gelegene Meer hat für diesen feuchten Morgen gesorgt.
Natürlich stecken wir immer noch tief im Sand. Nach einem schmalen Frühstück gehen wir unser Problem neu an, aber alle Pläne gehen ins Leere. Es dauert nicht lange, bis ein PKW anhält und der freundliche Fahrer sich unseres eingesunkenen Fahrzeugs fachkundig annimmt. Aber auch sein Wissen reicht nicht aus. Ein PS starkes Fahrzeug muss her. Unser freundlicher Helfer stoppt einen Toyota Pick up. Nach einem kurzen Wortwechsel wissen die 3 Omaner im Pick up was zu tun ist. Schneller als wir sehen können, hat der Pick up Fahrer unsere Kiste aus dem Sand gewuchtet. Wir sind draußen und atmen auf!
Und noch eine Wüste
Unser Guide für die Wahiba Wüste beäugt unser Fahrzeug kritisch. Aber - „No Problem – wir finden einen Weg für Euer Gefährt" und ab geht es.
Wir befahren die Wahiba Wüste in Süd-Nordrichtung, ein Überqueren der Dünen ist also nicht zwingend nötig. Die Dünen sind im Süden flach und mit vielen Büscheln bewachsen. Immer wieder sehen wir die einfachen Behausungen der Nomaden und deren Ziegen und Kamele. In regelmäßigen Abständen befinden sich Brunnen für die Wasserversorgung der Menschen. Wir kommen sogar an einer Schule vorbei, die für über 300 Nomadenkinder der Umgebung gebaut wurde. Im Gegensatz zur Rub al-Khali ist diese Wüste belebt.
Am Abend finden wir ein schönes Plätzchen in den Dünen. Schnell stehen der Teekessel auf einem Feuer und die Datteln auf einer Decke. Khalid, unser Guide, knetet geschickt einen Teig aus Mehl, Wasser und Salz, formt kleine Fladenbrote und legt sie zum Backen auf die Glut. Ein mitgebrachtes Hühnercurry ist ebenfalls schnell erhitzt – fertig ist das Abendessen. Kein Licht trübt die Sicht auf den klaren Sternenhimmel. Perfekt.
Nachts – im Halbschlaf bemerken wir Wassertropfen. Die feuchte Erkenntnis trifft uns dann am Morgen: In der Wüste ist es keineswegs trocken. Unser Zelt ist klitschnass, genauso wie Teile unsere Matratze und dem Bettzeug. Die Feuchtigkeit des Meeres gelangt sogar in diesen Teil der Wüste. Hätten wir in der Nacht die Feuchtigkeit aufgefangen, dann hätten wir uns damit am Morgen waschen können.
Drive Inn
Omaner steigen an der Tankstelle nicht aus, denn hier tankt niemand selber. Überall stehen Tankwarte, die diese Aufgabe übernehmen und gleich an Ort und Stelle kassieren.
Aussteigen, um etwas zu bekommen, hat im Oman scheinbar keine Tradition. Wir beobachten immer wieder, dass Omaner mit ihren großen Autos vor das Restaurant, den Cafe` Shop oder den Markt fahren, hupen bis ein Angestellter herausspringt und ihm die Bestellung zuruft, in der Erwartung einer zügigen Bearbeitung. In der Regel ist die Bedienung flott und reicht das Gewünschte durch das Autofenster. Wenn nicht gleich jemand kommt, wird natürlich ungeduldig mehrfach gehupt.
Baden im Wadi
Nach der Wüste gönnen wir uns ein Bad im Wadi Bani Khalid. In dieser Oase gibt es das ganze Jahr über Wasser in mehrere natürliche Felsen-Pools, umrahmt von Schatten spendenden Palmen. Beim Reintauchen unserer müden Füße ins Wasser merken wir plötzlich, das dutzende, fingergroße Welse an unseren Füßen zupfen! Wir genießen die kostenlose Behandlung.
Sur, Sindbads Jachten und omanische Frauen
Es gibt sie - Sindbads Jachten. Auf dem Meer und in den Häfen können wir sie immer noch sehen - die alten Dhaus. Eine der letzten Dhau-Werften auf der arabischen Halbinsel befindet sich in Sur. Natürlich schauen wir vorbei. Wir sind allerdings nicht die einzigen, die sich für das alte Handwerk interessieren. Drei omanische Studentinnen sind ebenfalls vor Ort. Sie tragen ihre schwarzen Abayas, wobei ihr Gesicht frei ist. Ausgestattet mit guten Fotoapparaten und einem perfekten Englisch kommen wir in Kontakt. Irgendwann fragen sie, ob sie von uns ein Foto machen dürfen. Selbstverständlich willigen wir ein in der Hoffnung, dann auch von ihnen ein Foto zu machen zu dürfen. Leider bekommen wir eine energische Absage. Ihre Familien hätten das nicht so gern. Wir müssten ihre Tradition respektieren.
Gibt es gefährliche Tiere?
Es gibt Flamingos ohne das typisches Rot und selbstverständlich überall Ziegen. Letztere sind allerorts und begehren Eintritt. Kamele können nachts für Autofahrer gefährlich werden, denn sie tauchen wie aus dem Nichts plötzlich vor der Kühlerhaube auf. Und dann gibt es noch Skorpionen. In der Wahiba Wüste berichtet unser Guide Khalid, dass Skorpionen bei der Dämmerung am Abend aktiv werden – dann könne man sie sehen. Khalid schläft nachts auf der Erde vor seinem Auto unter einem grandiosen Sternenhimmel. Am Besuch von giftigen Skorpionen ist er allerdings nicht interessiert. Denn ein Stich führt zu starken Schmerzen und im schlimmsten Fall kann er sogar tödlich sein. Aber Khalid hat vorgesorgt. Er hat eine Schwarzlicht-Lampe dabei. Mit dieser Lampe kann er die Tiere in der Nacht gezielt aufzuspüren und erkennen. Denn im Außenskelett der Skorpione befinden sich Moleküle, die durch energiereiches, kurzwelliges Licht, wie es Schwarzlicht- und UV-Lampen aussenden, angeregt werden. Als Reaktion darauf strahlen sie sichtbares Licht aus. Auch der Mond reflektiert die UV-Strahlung des Sonnenlichtes, weshalb Skorpione im Mondlicht ebenfalls leuchten. Ganz neue Erkenntnisse sind das! Und tatsächlich entdeckt Khalid ein Exemplar unter einem Busch. Schnell sind die Fotos ins unserem schwarzen Kasten. Danach versetzt Khalid - zu unserer Überraschung - dem einzigen Exemplar mit einem gezielten Fußtritt ein plötzliches Ende! „Ihr wollt doch wohl nicht gestochen werden?“
Alles geht einmal zu Ende
Eine letzte Nacht in unserem Dachzelt am White Beach in der Nähe von Fins - ein endgültiges Mal die Sonne am Horizont untergehen und aufgehen sehen - dann ist die Reise zu Ende. Wunderschön war es!
Florian (Dienstag, 24 September 2019 23:32)
Vielen Dank für den tollen und ausführlichen Bericht. Ich plane aktuell auch eine Reise durch den Oman. Darf ich fragen bei welchem Vermieter Sie den 4x4 samt Dachzelt gemietet haben?
Viele Grüße
Florian
Marcus Müller (Samstag, 29 Juni 2019 16:05)
Toller Bericht...ich werde diesem mir genau anschauen.....
samsmith1337 (Donnerstag, 21 Juni 2018 21:48)
Fotos sind fantastisch! Sehr gut gemacht. Übrigens, welchen Bildbearbeitungsservice benutzen Sie?
Ich nehme http://fixthephoto.com an?
Anke (Freitag, 09 Dezember 2016 23:10)
Sehr schöner Bericht. Danke dass ich auf diese Weise an eurer außergewöhnlichen Reise teilhaben konnte.
Heinz und Erika Ringe (Montag, 05 Dezember 2016 22:00)
Packt Ihr schon für die Rückreise? Vergesst den Kopter nicht am Flughafen, ist es dort schön und warm! Hier sollen es heute Nacht minus 10 ' C werden.
Genießt den Rest, unsere guten Wünsche begleiten Eure Rückreise. H& E
Heike (Montag, 05 Dezember 2016 18:51)
Ihr Lieben dort in der Wüste , danke für die schönen Bilder und Worte dazu. Der Sternenhimmel ist fantastisch. Kommt gut wieder nach Hause. Liebe Grüße von Heike
Burkhard (Sonntag, 04 Dezember 2016 09:43)
Hallo Rita, hallo Harald!
Das beleuchtete Zelt auf dem Auto unter darüber das Himmelszelt hat irgendwie was weihnachtliches und ist ein grandioses Foto. Schönen und spannenden 2.Advent.
Heidrun (Donnerstag, 01 Dezember 2016 22:56)
Die Fotos und die Berichte sind ein Vorgeschmack auf eure Multivisionsshow! Klasse! Weiterhin einen schönen und interessanten Urlaub!
Maike (Samstag, 26 November 2016 13:44)
Das schöne Licht der Bilder hat warme Farben in meinen Alltag geweht. Die Weite der Sanddünen macht meinen Kopf frei!
Xavax (Mittwoch, 23 November 2016 21:38)
Wunderbare Bilder, tolle Eindrücke, schöne Geschichten! Was mich aber auch beeindruckt, ist, dass ihr euch auch noch die Zeit nehmt, uns damit zu versorgen.
Vielen Dank dafür und weiter gutes Gelingen!
Udo
Ursel & Wolfgang (Sonntag, 20 November 2016 17:57)
Hallo ihr Beiden,
je oller de doller. Was ihr euch da wieder mal zumutet, ist der Hammer.
Kalte Nächte im Zelt auf einem Wagendach sind das eine, aber die Pisten auf
denen ihr rumkurvt, das ist schon sensationell. Super Fotos und Berichte,
sehr spannend!
Für den Fall, dass ihr vom Weltgeschehen nichts mitbekommen habt:
Erdbeben in Neuseeland und Prügeleien im Jemen :-(
Passt weiter gut auf euch auf,
liebe Grüße aus HEINDE
Annika (Samstag, 19 November 2016 13:27)
Absolut schön was ihr da wieder zeigt und berichtet ....
Ich warte gespannt auf mehr :)
Liebe Grüße aus dem Grau
Det & Pet (Samstag, 19 November 2016 12:51)
Hallo ihr Beiden,
schön wieder von euch zu hören! Danke für die wunderbaren Berichte und noch schöneren Bilder, dass macht Lust auch auf Reise zu gehen...Die kalten Nächte dürften doch kein Problem sein Rita, du hast doch immer eine große Heizdecke auf zwei Beinen dabei !!!!! Herzliche Grüße von Det&Pet ; *
Gisy und Andreas (Samstag, 19 November 2016 10:50)
Hallo Ihr beiden Beduinen,
verfolgen regelmäßig Eure Route auf Google Maps und Euren Blog. Freuen uns, dass Ihr wie man auf den Fotos sieht das schönste Wetter habt. Wir hoffen, Ihr habt noch eine Decke bekommen für die kalten Nächte. Weiterhin gute Fahrt und schöne Fotos.
Liebe Grüße
G & A
Syndia (Donnerstag, 17 November 2016 13:07)
Stellt euch vor ich lese euren Bericht und sehe die schönen Bilder und draussen ist es dunkel grau mit Regen bei 8 Grad .....
Lasst es euch gut gehen bis bald.
Eure Nachbarin
Irmhild & Helmuth (Montag, 14 November 2016 20:29)
Hallo Ihr zwei, wir hoffen Ihr habt das Zelt im Griff und es kriegt in der Wüste keine Schlagseite.
Wünschen Euch eine schöne Zeit.
Ganz liebe Grüsse
Jens (Montag, 14 November 2016 09:02)
Sehr schön, bin gespannt auf den nächsten Teil.
Ursel und Wolfgang (Sonntag, 13 November 2016 14:08)
Hallo Ihr beiden Globetrotter,
na, das hört sich ja schon viel versprechend an. Abenteuer pur und
Traumhaftes aus Tausend und einer Nacht. Hätten wir so jetzt nicht
erwartet, ein sehr schönes Reiseland. Auch wir freuen uns auf eure
Berichte. LG Ursel und Wolfgang
Det & Pet (Sonntag, 13 November 2016 13:08)
Hallo ihr Lieben, schön von euch zu hören, im Autozelt übernachten - eine spannende Angelegenheit, haben wir in Namibia schon ausprobiert. Freuen uns sehr auf eure Reiseberichte. Auf ins Abenteuer-liebe Grüsse Det & Pet
Roswitha und Dieter (Samstag, 12 November 2016 18:54)
Hallo ihr Lieben, schön von euch zu hören. Hier ist alles bestens. Heute hatten wir auch strahlenden Sonnenschein, nur eben keinen 30 Grad. Weiterhin gute Reise. Lieben Gruß Roswitha und Dieter
Pütti (Samstag, 12 November 2016 16:41)
Das trifft sich gut. Die größte Sandwüste der Welt. Zu Hause herrschen Räum- und Streupflichten.
Xavax (Samstag, 12 November 2016 12:27)
Hallo ihr Lieben,
endlich wieder im Netz kann nun ich eure Berichte lesen und eure Etappen bestens verfolgen. Ich freue mich schon.
Toi toi toi für alles.
Udo
Ringe (Freitag, 11 November 2016 20:27)
Liebe Grüße aus Ronnenberg--hier 1'C--- bei Euch ist es hoffentlich wärmer,
sind gespannt auf weiteres. Heinz und Erika