Island – ein zweites Mal, weil es so
schön war
Wir reisen ein zweites Mal nach Island. Ein gutes Jahr zuvor waren wir schon einmal hier – in Zeiten von Corona. Damals, im September 2020, hatten wir die Insel im Norden Europas ganz für uns allein. Ein Jahr später – im Monat Juli/August 2021 – befinden wir uns immer noch in der Pandemie. Wie werden wir Island nun erleben?
Der erste Eindruck
Die wunderschöne Landschaft Islands hat sich natürlich nicht verändert. Die Luft ist klar, das Grün satt und die Wasserfälle gewaltig. Nur jetzt genießen all´ diese Schönheiten deutlich mehr Besucher. Die Einreisebeschränkungen (wer zweimal geimpft oder genesen ist und einen negativen Test vorweist, kann ohne Quarantäne einreisen) halten die wenigsten von einer Reise ab. Der Flughafen ist belebt, die Unterkünfte sind gut gebucht und auf den Straßen ist der Verkehr spürbar mehr geworden. Im Juli sind allerdings auch viele Isländer selber unterwegs. Es ist Ferienzeit und das Land ist keineswegs mehr so einsam, wie im September 2020. Was hat sich noch verändert? Die Isländer tragen nun Maske – im Supermarkt und im Restaurant. Was haben wir nicht bedacht? Auch im Juli ist es stürmisch und eine Mütze für das Sturm umtobte Haupt wichtig.
Auf den Weg in den Norden
Unsere erste Station ist eine Unterkunft in der Nähe von Reykholt – etwa 160 km vom Flughafen entfernt. Damit befinden wir uns auf den Weg Richtung Norden. Für uns ungewohnt sind die langen Tage. Die Sonne geht um 22:30 unter und steigt bereits um 4:20 wieder auf. Selbst in der tiefen Nacht wird es nicht richtig dunkel. Da es „erst“ ab 8 Uhr Frühstück gibt, nutzen wir die Helligkeit, um vor dem Frühstück zu den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss zu fahren. Die Idee, um diese frühe Stunde dort zu sein, hatten sonst keiner. Wir sind allein.
die Westfjorde
Von Reykholt aus fahren wir in die Westfjorde. Vor einem Jahr hatten wir diesen Teil Islands bewusst ausgelassen. Zum einen war die Wetterprognose damals nicht gut. Zum anderen brauchen die Westfjorde Zeit zum Erkunden. Die haben wir uns dieses Mal eingeplant. Auch das Wetter spielt mit. Sonne und Wolken wechseln sich ab, das Thermometer schafft es allerdings nicht über 13 Grad.
Als wir von der Ringstraße abbiegen, wird es einsam. Kurz vor Hólmavík treffen wir auf ein völlig desolates Auto und eine Isländerin mit ihren beiden kleinen Kindern. Die drei waren gerade auf dem Weg, ein leckeres Hähnchen für die Geburtstagsfeier des kleinen Jungen zu besorgen, als die Achse ihres Wagens das Durchfahren eines Schlaglochs nicht überlebte. Das Hähnchen war gestrichen, aber in Hólmavík gab es bereits eine Lösung. Denn dort hatte ihr Mann schon ein Auto gleichen Typs mit defektem Motor aufgetan. „Aus zwei Autos wird nun eins gemacht“ erzählt sie uns lachend. Wir nehmen die drei mit nach Hólmavík und fahren weiter nach Drangsnes.
Ein Wort zum Wetter
Seit unserer Ankunft weht ein eisiger Wind. Die 13 Grad fühlen sich an wie 2 Grad. Selbst in den eher ruhigeren Buchten ist das Meer aufgepeitscht und dicke Schaumkronen tanzen auf dem Wasser. Wir befinden uns im isländischen Hochsommer. Beim Blick in meinen Koffer vermisse ich meine Winterjacke, meine Mütze und meinen Schal. Ich hatte mich verkalkuliert. Harald hatte wenigsten noch an seine Mütze gedacht. In so einem Fall ist der bewährte Zwiebellook angesagt und ich überlege, was ich alles übereinander ziehen kann. Wir fahren früh morgens auf der 61 von Drangsnes nach Isafjördur. Bald geht es steil nach oben. Wir müssen über einen Pass, der von Wolken umhüllt ist. Die Fahrt geht geradewegs in dichten Nebel und das Thermometer sinkt auf 9 Grad. Das kann ja heiter werden.
Dann geht es wieder nach unten und der Nebel ist verschwunden. Sonne und blauer Himmel, wohin wir auch schauen. Es ist windstill und die See nun völlig glatt. Das Thermometer klettert im Lauf des Tages auf 20 Grad und die fühlen sich auch so an. Hatte ich eigentlich ein T-Shirt eingepackt?
Bei immer noch strahlendem Sommerwetter kommen wir nach ungezählten Fjordumrundungen mit fantastischen Ausblicken am Nachmittag in Isafjördur an. In den Cafés und Restaurants sitzen alle draußen und genießen das herrliche Wetter. Der isländisch-deutsche Schriftsteller Kristof Magnusson hat mal gesagt: „Die einzige Grundkonstante des isländischen Landes und Lebens ist die Veränderung“. Wir sind uns sicher – er hat auch das Wetter gemeint!
Ab in die Fjorde
Einsame Buchten, abgelegene Fischerdörfer, verstreute Ansiedlungen und stille Buchten – das machen die Westfjorde Islands aus. Über Bolungarvik geht es steil nach oben auf den 615 m hohen Bolafjall. Hier befindet sich eine Radarstation, die ursprünglich eine Einrichtung der US Air Force war und der NATO als Standort diente. Heute wird sie von der isländischen Küstenwache betrieben. Weiter geht es auf einer Schotterpiste an deren Ende sich eine Bucht mit einem schwarzen Sandstrand befindet. Diesen Strand haben Schafe für sich in Beschlag genommen, die sich hier ausgesprochen wohl fühlen und uns auf Armlänge an sich heranlassen.
Die beiden kleinen Fischerorte Flateyri und Suðureyri erreichen wir durch ein beeindruckendes, 10 km langes Tunnelnetz. Bevor Islands längster Tunnel 1996 gebaut wurden, waren die Orte im Winter hauptsächlich über See erreichbar. In Flateyri gibt es zudem noch eine andere Besonderheit. Es ist Islands ältester, ursprünglicher Handelsladen. Der Enkel des letzten Kaufmann-Ehepaares betreibt ihn. Als wir kommen, hisst er gerade die Isländische Flagge und öffnet das Geschäft. Eyþór Jóvinsson bittet uns in sein Laden. Er verkauft nicht nur neuer Bücher, sondern auch Alte und die nach Gewicht. Das Geschäft Bræðurnir Eyjólfsson, besser bekannt als The Old Bookstore, wird seit über einem Jahrhundert von seiner Familie geführt. Seit der Eröffnung 1914 hat sich praktisch nichts verändert. Zur alten Buchhandlung gehört auch die Kaufmannswohnung von Jón, dem Gründer, und seiner Frau. „Der Laden hat zwei Weltkriege, die Spanische Grippe, Vulkanausbrüche und Lawinen überstanden und wir werden diese Covid-19-Zeit auch überstehen“ sagt sein Enkel. Als wir gehen, kommt gerade eine Gruppe Touristen. Es geht bergauf!
Eigentlich dreht sich in den kleinen Ansiedlungen der Westfjorde alles um den Fischfang. In Skrúður, am Fjord Dyrafjördur, ist das anders. In einem gerade mal 70 x 35 Meter große Botanische Garten gedeihen Brokkoli neben Erdbeeren. Gemüse und Zierpflanzen, die wir eher aus unseren Breitengraden kennen, wachsen hier prächtig. Der Garten wurde vor über 100 Jahre von dem Pfarrer Sigtryggur Guðlaugsson angelegt, samt Springbrunnen, Glashaus und zwei riesiger Knochen aus dem Kiefer eines Finnwales.
Am größten Wasserfall der Westfjorde, dem Dynjandi (100 m Fallhöhe und 30 m breit) sind wir, trotz der gefühlten Einsamkeit, nicht mehr allein. Vier Busse drängeln sich auf dem dazugehörenden Parkplatz. Der Inhalt der Busse quält sich gerade zum Wasserfall. Die vornehmlich älteren Herrschaften sind mit Stöckern und einem Futterpaket bewaffnet. Im Hafen von Isafjördur hatten wir bereits am Morgen ein großes Kreuzfahrtschiff gesehen. Ich frage eine ältere Dame, ob sie zu diesem Schiff gehört. In deutlichem amerikanischem Akzent bestätigt sie mir dies freudestrahlend. Erst jetzt können wir wirklich ermessen, was es für ein Geschenk war, im letzten September durch Island fast allein reisen zu dürfen.
Und das Wetter? Es ist windstill und bedeckt, aber mild. Die Wolken hängen tief. Selbst der Wasserfall wird leicht von einem Wolkenschleier umhüllt. Nebel ist in den Westfjorden nicht unüblich, sagt man. Wir können es bestätigen.
Time for a hot pot
Schon auf unserer ersten Island-Reise waren wir von den heißen Quellen und deren Nutzung begeistert. In den entlegensten Ecken tauchen sie auf – die Hot Pots. Manchmal sind es natürliche, kleine Becken, manchmal sogar als Schwimmbecken mit Umkleidekabine. Es kann schneien oder regnen, in einer heißen Quelle spielt das keine Rolle. Nur der Weg, bis man im Hot Pot sitzt, kann Gänsehaut erzeugen. Umgeben ist man oft von einer fantastischen Landschaft – nahe dem Polarkreis.
Gen Osten – von geschundenen Reifen und sanften Pferden
Beim Verlassen der Westfjorde wird es noch einmal ruppig auf einigen Schotter-Straßen. Unser Allradfahrzeug bewältigt die Wege gut, nur die Reifen leiden. Kurz vor unserer Unterkunft in Laugar í Saelingsdal leuchtet die Reifendruck-Warnlampe auf. In Búðardalur finden wir schnell eine Werkstatt, die unsere Reifen wieder auf den richtigen Luftdruck bringt. Am kommenden Morgen plobbt das Warnsignal erneut auf. Das bedeutet nichts Gutes. Also fahren wir noch einmal in die Werkstatt. Wir sind gerade dabei, nach dem Ersatzreifen zu schauen, als der Werkstatt Meister abwinkt. „Den brauche ich nicht. Ich schaue nach den Reifen und repariere den Defekten. Setzt euch einfach vorn in den Verkaufsraum der Werkstatt und bedient euch am Kaffee.“ Wir staunen nicht schlecht über das Angebot der „Werkstatt“. Von Hufeisen, über Windeln, Grillkohle und Schraubenschlüssel gibt es hier fast alles, was man so braucht. Nach einer ¾ Stunde steht unser Wagen wieder fahrbereit auf dem Hof. „Ein spitzer Stein hatte sich in einen der Vorderreifen gebohrt und dafür gesorgt, dass sich die Luft langsam daraus verabschiedete hat“, sagt der Meister. „Der Reifen ist repariert und ihr könnt problemlos weiterfahren. Gute Fahrt“. Mit 36 € weniger im Portemonnaie verabschieden wir uns von der Werkstatt und fahren erleichtert auf der Ringstraße gen Osten.
Das Tal von Skagafjörður ist berühmt für seine Pferdezucht. Auf dem Reiterhof von Syðra-Skörðugili in der Nähe von Varmahlid wartet schon Andreas auf mich. Ich will es wissen, wie es ist, auf diesen sanftmütigen Island-Pferden zu reiten. Reiten ist vielleicht zu hoch gegriffen, denn ich bin blutige Anfängerin. Das weiß Andreas. Ich bekomme eine ältere, erfahrene Stute, die genau weiß, wie sie mich als Neuling zu nehmen hat. Nach einer super Einweisung schwinge ich mich erstaunlich problemlos auf das Pferd. Zugegeben – die Höhe meiner Stute macht es mir auch leicht. Dann geht es in einem gemächlichen Schritt über die blühenden Wiesen der Umgebung. Ich bin froh, dass es nicht zum Tölt, Trab, Galopp oder Pass gekommen ist und genieße die Zeit auf dem Pferderücken bei einem angenehmen Plausch mit Andreas.
Wo sind sie - die Wale?
Island - eine der drei weltweit verbliebenen Walfangnationen – hat seit 2020 keine Wale mehr gejagt, lesen wir. Whale watching ist populär. Das Wetter ist bestens und das Meer im Fjord Eyjafjörður sanft. Wir beschließen, von Dalvík zum Wale beobachten in den Fjord zu fahren.
Trotz des schönen Wetters kann es auf dem Boot ganz schön frisch werden. Damit uns auf der Tour nicht kalt wird, werden wir in einen schicken, „figurbetonten“ Overall gesteckt. An Land ist uns noch richtig warm, auf dem Boot freuen wir uns über den dicken Anzug. Und dann sehen wir sie – die Buckelwale und die Delfine.
Wie warm ist das Wasser im Hafen von Akureyi?
Für Isländische Zeitgenossen ist das Wasser scheinbar nicht kalt. Als wir im Hafen von Akureyri sind, sehen wir eine Gruppe von Jungen, die im Hafen baden und fröhlich immer wieder ins Wasser springen. Wir fragen die Jungs, wie warm denn das Wasser sei? War hier vielleicht eine heiße Quelle? „Nein“, versichern uns die Gruppe grinsend. „Das Wasser hat gute 10 Grad, das reicht“. Die Jungs sind 12 Jahre alt und sprechen perfekt Englisch. Ihr Englisch hätten sie aber nicht in der Schule gelernt, sondern anhand von Spielen und Filmen, die auf Englisch sind. Das wäre spannender, als der Unterricht in der Schule. Ich frage, wann denn die Schule wieder beginnt? Sie schauen sich gegenseitig an, zucken mit der Schulter und sagen „Och, irgendwann im August oder September“.
Der Nordosten – abgelegen, einsam und sonnig
Unser nächstes Ziel ist der kleine Ort Raufarhöfn – ganz im Nordosten von Island. Hierher kommen noch wenige Reisende. Laut Reiseführer gibt es in dieser Gegend nicht allzu viel zu sehen. Irgendwie reizt uns gerade das. Je weiter wir fahren, umso trockener wird es. Die Sonne scheint, der Himmel ist azurblau und es sind über 20 Grad. Bald fahren wir auf einer Schotterstraße - hinter uns eine dicke Staubwolke. Dafür, dass der Polarkreis nur zwei Kilometer von der Küste entfernt ist, fühlen wir uns irgendwie wie im Süden Europas. Nur der Wind ist recht frisch. In dem 121 Seelenort Kopasker halten wir an einer Tankstelle. Wie so oft in diesen kleinen Orten gibt es gleich daneben eine Waschvorrichtung für Autos und einen Laden, der neben Lebensmittel, die Post und ein Imbiss beherbergt. Es ist Sonntag und alles hat auf. Wir fragen nach einem warmen Essen und erleben das erste Mal, dass jemand kein Englisch spricht. Hilfe in Form der Enkelin ist aber da und nach 15 Minuten haben wir die hausgemachten Fischbällchen vor uns stehen. Kopasker ist ein Servicezentrum für die Bauern der Umgebung und hat deshalb ein Gesundheitszentrum, einen „Flughafen“, einen Friseur, einen Kindergarten und eine Schule. Nicht selten haben diese kleinen Orte auch ein Schwimmbad. Was den Iren der Pub, ist den Isländern das Schwimmbad. Bei den Geothermischen Voraussetzungen ist das ein Leichtes.
Weil so wenig Touristen in den Nordosten kommen, hat sich Raufarhöfn was Besonderes ausgedacht. Auf einem Hügel nahe dem Ort haben die Bewohner den „Arctic Henge“ errichtet. Der Name des noch nicht fertig gestellten arktischen Denkmals ist angelehnt an den Namen Stonehenge und soll die Magie des Ortes einfangen und die alten Mythen wieder erlebbar machen. Am Abend schlendern wir durch den Ort mit seinen 170 Bewohnern. Auch wenn keiner mehr auf der Straße ist, bin ich mir sicher, dass uns die Bewohner gesehen haben und als Fremde, die dort drüber übernachten schnell identifizieren.
Auch Porshöfn ist so ein Ort. Von hier aus fahren wir auf die Halbinsel Langanes. See Nebel hat sich an einigen Stellen des Weges gehalten. Nach 1 Stunde Holperpiste haben wir den Vogelfelsen Skoruvikurbjang erreicht. Eine unglaubliche Zahl von Basstölpel quetscht sich auf einen gefühlt zu kleinen Felsen. Auch Seeschwalben nisten hier. Ein schönes Vogelparadies.
Von Papageientauchern, ewigem Eis und wunderbaren Landschaften
Wir sind mittlerweile im Osten Islands angekommen. Unser Ziel ist der kleine Ort Borgarfjörður, bzw. ein Felsen im Hafen Borgarfjarðarhöfn. Hier sollen sie noch sein, diese kleinen, putzigen Vögel mit ihrem rot-orangefarbenen Schnabel. Die Papageientauchern oder auch Puffins genannt, bevorzugen diesen Felsen, um ihren Nachwuchs in geeigneten Bruthöhlen aufzuziehen. Vornehmlich morgens und abends sind sie unermüdlich dabei, im Meer zu fischen und ihre Kleinen zu versorgen. Jetzt, Anfang August, sind sie noch da, aber schon bald sind die Jungen flügge und groß genug, um ihre Nester zu verlassen und bis April auf dem offenen Meer zu leben. Die Bewohner Borgarfjörður wissen genau, wann die Puffins kommen und gehen, denn in der Nähe der Nester ist eine Webcam installiert. Unsere Vermieterin ist deshalb bestens informiert. Wir machen uns voller Gewissheit auf dem Weg zum Felsen und können uns gar nicht satt sehen, an diesen drolligen Vögeln. Das Beobachten ist einfach, denn die Vögel lassen uns nah ran.
In der Nähe von Höfn sind wir an etwas ganz anderem interessiert. Es ist die kleine Landzunge im Südosten Islands Stokksnes und das Vestrahorn. Hier gibt es keinen Wasserfall und keinen Gletscher. Die Landschaft punktet mit einer unglaublichen Dünenlandschaft, einer Lagune und im Hintergrund dem Berg Vestrahorn. Es ist stürmisch, als wir uns auf dem Weg machen.
Als wir am nächsten Tag die Landzunge Richtung Süden verlassen, scheint die Sonne und es ist windstill. Wir sind auf der Ringstraße und wollen am Abend Vík í Mýrdal erreichen. Auf unserer ersten Reise hatte es auf diesem Reise-Abschnitt geregnet und die Wolken hingen tief. Von den Gletscherzungen des riesigen Gletschers Vatnajökull war damals nichts zu sehen. Nun haben wir freien Blick auf diese unglaubliche Landschaft. Und noch einen Unterschied gibt es zu September 2020 – es sind wesentlich mehr Besucher unterwegs. Am beliebten Jökulsárlón und dem Diamond Beach ist Betrieb wie vor Corona-Zeiten.
Und zum Schluss – der Süden
Im Süden endet unsere zweite Reise durch Island. Viele Highlights des Landes befinden sich im Südwesten. Reisende, die wenig Zeit haben, bleiben hier und besuchen die vielen Sehenswürdigkeiten des „Golden Circle“. Im August ist Ferienzeit, auch für die Isländer und damit Hochsaison. Viele Reisende sind unterwegs. Ein wenig haben wir diese Tatsache unterschätzt, als wir auf die Westmännerinseln mit der Fähre fahren wollen. Ein Ticket für eine machbare Tagestour ist ohne Reservierung nicht zu bekommen. Wir planen um und fahren ins Hochland. Von Selfoss neben wir die Straße 32, die irgendwann in die 26 übergeht. Das diese Straße bis zum See Þórisvatn geteert ist, liegt an dem nahen Wasserkraftwerk Vatnsfell.
Am Wasserfall Sigöldurfoss ist die türkisgrüne Farbe des Wassers auffallend. Sie hebt sich deutlich von der grauschwarzen Lavawüste ringsum abhebt. Von hier aus sind es auf der F208 nur noch 25 km bis nach Landmannalaugur. Diese Strecke ist nur für Autos mit einem 4x4 Antrieb erlaubt. Den hätten wir. Allerdings haben wir seit kurzem einen Sprung in der Frontscheibe. Ein vorbeifahrendes Auto hatte einen Stein hochgeschleudert und das Ganze damit verursacht. Weil das Wetter auch eher grau in grau ist, entschließen wir uns, wieder umzudrehen. Einen schönen Eindruck vom Hochland haben wir trotzdem bekommen.
Dinge, die uns erstaunen, überraschen und schmunzeln lassen.
Viele Häuser in Island überraschen uns immer wieder. Egal ob es ein Hotel, ein Restaurant, ein Gästehaus oder ein Café ist – sie haben oft eins gemein: das Äußere des Gebäudes lässt nicht unbedingt auf das Innere schließen. Von außen erscheinen sie uns manchmal – sagen wir mal – baufällig, reparaturbedürftig, einfach, schlicht und architektonisch nicht wettbewerbsgeeignet. Kommen wir dann rein, erleben wir häufig das Gegenteil. Es sind Räume, die Wärme und Behaglichkeit ausstrahlen, liebe- und geschmackvoll eingerichtet sind, manchmal sehr kreativ und stylisch dekoriert und immer sauber und gepflegt sind. Jetzt im Sommer sehen wir viele Isländer an ihren Hausfassaden arbeiten. Das raue Klima hier oben im Norden trägt einfach seinen Tribut, wenn es um das Hausäußere geht.
Eine andere Sache fällt uns immer wieder auf. Ein großes schwedisches Möbelhaus hat scheinbar ein Monopol auf die Inneneinrichtungen. Wer mal die vielen Gegenstände und Möbel diese Möbelhauses ausgiebig testen möchte, hat in Island jede Menge Gelegenheit dazu. Betten, Schränke, Garderoben, Gläser, Tassen, Schuhanzieher und vieles mehr wird in fast allen Unterkünften und Restaurants genutzt. Die einzige Zweigstelle in Reykjavik muss gute Geschäfte machen.
Und noch ein Wort zum Wasser. Das Leitungswasser in Island ist absolut unbedenklich. Es soll das beste Wasser der Welt sein. Wasser im Supermarkt zu kaufen, macht also keinen Sinn, außer man braucht eine Flasche, die man immer wieder auffüllen kann. Manchmal gibt es aber auch Überraschungen. Im Norden war Harald der erste, der am Abend unter der Dusche stand. Durch die offene Tür war vernahm ich schon einen leichten ungewöhnlichen „Duft“. Als Harald dann aus der Dusche kam, war klar, was für ein „Duft“ in der Luft lag. Es roch nach faulen Eiern, oder auch nach Schwefel. Das Wasser hatte wohl zu viel von diesem Mineral abbekommen! Nach kurzer Zeit hatte sich der Geruch allerdings wieder verflüchtigt und alles war gut.
Und wie steht es mit Corona in Island? Schon die junge Frau mit ihren beiden Kindern in den Westfjorden hatte uns berichtet, dass über 90 % der Isländer geimpft seien. Nur Kinder und Schwangere hätten noch keinen ausreichenden Schutz. Andreas vom Reiterhof erzählte, dass es in Island nie eine Diskussion um das Impfen gegeben hätte, wie das in Deutschland der Fall war.
Im Juli / August schossen dann aber die Infektionszahlen in die Höhe. Die Fußball-Europameisterschaft hatte wohl ihren Anteil daran und vielleicht auch die zunehmend hohe Zahl der Besucher. Bislang ist der Krankheitsverlauf bei den Infizierten wohl eher schwach – die Impfung zeigt ihre Wirkung. Später wird man mehr wissen.
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Erika Ringe (Donnerstag, 29 Juli 2021 22:29)
Ist das schön, euch dass ihr die Schönheit der Insel jetzt etwas bequemer erleben könnt und wir an den Bildern uns mit freuen können.
Einen Achsenbruch beim Reisebus hatten wir auch durch ein Schlagloch. Weiterhin viele gute Erlebnisse. Heinz und Erika
Anke (Donnerstag, 29 Juli 2021 22:52)
Wie immer ein sehr schöner Bericht mit tollen Fotos. Ich freue mich euch die nächsten 3 Wochen virtuell zu begleiten.
Heidrun (Freitag, 30 Juli 2021 07:48)
Kühle Temperaturen, aber beeindruckende Landschaften und Farbspiele. Toll! Ich freue mich auf die weitern Fotos und euren Bericht. Weiterhin eine schöne Zeit!�
Udo Lang (Freitag, 30 Juli 2021 13:10)
Nach den tollen Eindrücken vom letzten Mal fühle ich mich bei den neuen Bildern regelrecht vertraut mit "eurer" Insel. Alles Gute für die weitere Reise und ein gelungenes Gemisch aus wenigen Touris und erträglichem Wetter. Ich freue mich auf weitere Berichte.
Axel (Freitag, 30 Juli 2021 17:15)
12 von 10 Punkten!
Agnes (Samstag, 31 Juli 2021 09:21)
Sehr schön! Weiter eine gute Reise.
Roswitha (Samstag, 31 Juli 2021 12:11)
Ich kann mich den übrigen Kommentaren nur anschließen. Wirklich beeindruckende Bilder und ein toller Bericht. Bin schon gespannt auf die nächsten Fotos. Liebe Grüße aus der stürmischen Heimat Roswitha und Dieter
Dieter (und Jule) (Sonntag, 01 August 2021 00:55)
Wirklich beeindruckende Bilder vom"Ende der Welt"!
Da fragt man sich, wovon die Menschen dort leben.
Bettina Liebig (Mittwoch, 04 August 2021 19:36)
Toller Bericht und sensationelle Fotos von der puren Natur.
Wünsche weiterhin eine gute Zeit.
Ursel (Mittwoch, 04 August 2021 19:42)
Es ist so schön, euch wieder auf Reisen begleiten zu können. Die Fotos sind wie immer klasse. Die Insel ist wirklich wunderschön,. Der Kontrast vom satten Grün der Natur zu den farbenfrohen Häusern ist schon krass. Euch noch weiterhin eine schöne Reise. LG
Anke (Sonntag, 08 August 2021 06:12)
Da habt ihr aber traumhaftes Wetter zum Whale watching, Toll!
Anke (Donnerstag, 12 August 2021 03:22)
Der Reiseführer sollte neu geschrieben werden. Wie ihr bewiesen habt, gibt es sehr viel im Norden zu sehen. Die Magie des Ortes habt ihr wunderbar mit euren Bildern eingefangen.
Danke fürs mitnehmen.
Ursel (Sonntag, 15 August 2021 17:39)
Traumhaft diese Aufnahmen von Basstölpeln, Papageienvögeln u. Walen.
Ihr habt mal wieder die richtigen Orte gefunden, an denen es Sehenswertes gibt. Großartig der Ritt auf den Islandponys.
Viel Spaß weiterhin und eine gute Heimkehr. LG Ursel